BDA stellt Einsatz klimabelastender Baustoffe in Frage
Klare Positionierung gegen Beton als Baumaterial
Der Landesverband Berlin des Bundes Deutscher Architekten (BDA) fordert in einem Positionspapier seines Arbeitskreises Holzbau vom 28. Mai eine Abkehr vom Einsatz nicht nachwachsender Rohstoffe am Bau.
Dazu greifen die Verfasser auf eine Studie des Weltklimarates (IPCC) von 2014 zurück: Danach werden in den Industrieländern bis zu 40 % der Treibhausgasemissionen durch Gebäude und Gebäudetechnik verursacht und allein die Betonherstellung ist für bis zu 8 % des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Das Bauen und das Wohnen seien in erschreckend hohem Maße für den Verbrauch von Ressourcen und Energie verantwortlich: Der Anteil am Gesamtenergieverbrauch dieser Bereiche liege bei bis zu 60 %, am Gesamtmüllaufkommen betrage ihr Anteil 40 %. Der BDA fordert als Konsequenz „ein Umdenken in der bisherigen Vorgehensweise beim Planen, Bauen und Nutzen von Gebäuden – auch im gesamtstädtebaulichen Zusammenhang. Der ökologische Fußabdruck, der maßgeblich auch von der Baubranche auf der Erde hinterlassen wird, muss drastisch verkleinert werden.“
Deshalb sollte der Einsatz klimabelastender Baustoffe wie Beton kritisch hinterfragt werden. Der Verbrauch von Primärenergie und fossilen Ressourcen müsse reduziert werden. „Es ist keine Lösung, schlecht gedämmte Häuser in Korsagen aus Styropor-Dämmplatten zu zwängen. Derart unsinnige Baustoffe werden aus Rohölprodukten hergestellt und müssen eines Tages als Sondermüll teuer entsorgt werden“, so die Verfasser des Positionspapiers.
Der BDA fordert, das Bauen mit Holz als eines der wichtigsten Lösungskonzepte umfassend zu etablieren und zu fördern. Holz sei der klimaschonende Baustoff der Zukunft, er helfe, die Erderwärmung und somit den Klimawandel zumindest zu verlangsamen. Gebäude müssten selbst zum Kohlendioxidspeicher werden und „nicht als Klimakiller in die Städte hinein betoniert werden“. Nur der Einsatz von nachwachsenden und erneuerbaren Rohstoffen in smarten Gebäudekonzepten könne einen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen leisten.
Von der Senatsbaudirektion Berlin und den Behörden erwarte der Landesverband ein klares Bekenntnis zum Holzbau und ein deutlich mutigeres und vor allem schnelleres Handeln für mehr Holzbau. Die öffentliche Hand solle beispielhaft zum Umdenken beitragen und bei Landesbauten wie Schulen, Kindertagesstätten, Verwaltungsund Kommunalbauten und geförderten Wohnungsbauten auf das Bauen mit Holz setzen. Der BDA weist darauf hin, dass die Voraussetzungen für das mehrgeschossige Bauen mit Holz baurechtlich gegeben und in Berlin seit März 2018 in der Landesbauordnung verankert sind.
Im Positionspapier wird weiter eine ganzheitliche Betrachtung aller baulichen Maßnahmen angemahnt und eine Klassifizierung von Baustoffen im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit gefordert. Dies könne durch einen Schadstoffindex oder ein Umweltlabel erreicht werden.
In flexiblen Holzbausystemen, die so konzipiert sind, dass sie neu zusammengefügt werden können, und natürlichen Dämmstoffen aus Holzprodukten, Naturfasern oder Lehm sehen die Verfasser die Zukunft des Bauens.
Berlin brauche dringend Wohnungen und das sei eine Chance für den Holzbau. „Wir haben keine Zeit mehr für komplizierte, zaghafte Behördenabläufe und langwierige Entscheidungsfindungen.“ Das im Berliner Koalitionsvertrag vereinbarte Holzbaucluster Berlin-Brandenburg müsse dringend mit der Arbeit beginnen, fordert der Landesverband. Der Landesbeirat Holz Berlin-Brandenburg ist bei der Organisation der Branche aktiv, aber von seiten der Landesregierung ist bislang kein Haushaltstitel für ein hauptamtliches Clustermanagement eingestellt.
Quelle: Holz-Zentralblatt